Mitteilungspflicht für grenzüberschreitende Steuergestaltungen

Ab 2020 sind Steuergestaltungen mit grenzüberschreitendem Charakter innerhalb von 30 Tagen nach Umsetzung beim Bundeszentralamt für Steuern zu melden.

Der Rat der Euro­päi­schen Uni­on hat­te 2018 die Amts­hil­fe­richt­li­nie wesent­lich erwei­tert. Ab 2020 sol­len die Mit­glied­staa­ten sich gegen­sei­tig inten­si­ver über Geschäf­te infor­mie­ren, die Aus­wir­kun­gen auf die Besteue­rung haben. Die dazu not­wen­di­gen Geset­zes­än­de­run­gen muss­ten bis Ende 2019 in deut­sches Recht umge­setzt wer­den, wozu Bun­des­tag und Bun­des­rat vor dem Jah­res­wech­sel das “Gesetz zur Ein­füh­rung einer Pflicht zur Mit­tei­lung grenz­über­schrei­ten­der Steu­er­ge­stal­tun­gen” ver­ab­schie­det haben.

Ziel des Geset­zes ist es, grenz­über­schrei­ten­de Steu­er­ver­mei­dungs­prak­ti­ken und Gewinn­ver­la­ge­run­gen zu iden­ti­fi­zie­ren und zu ver­rin­gern, um das Steu­er­auf­kom­men aus wirt­schaft­li­chen Betä­ti­gun­gen zu erhal­ten. Die Mit­glied­staa­ten der EU wol­len ihre Steu­er­be­mes­sungs­grund­la­gen davor schüt­zen, dass Gewin­ne durch Steu­er­ge­stal­tun­gen in Län­der ver­la­gert wer­den, die nied­rig oder gar nicht besteu­ern. Weil die Steu­er­ge­stal­tun­gen immer aus­ge­feil­ter wer­den und sich häu­fig die höhe­re Mobi­li­tät von Kapi­tal und imma­te­ri­el­len Wer­ten zunut­ze machen, sieht die EU als ein­zi­ge zuver­läs­si­ge Lösung eine Mel­de­pflicht für grenz­über­schrei­ten­de Steu­er­ge­stal­tun­gen. Dem Fis­kus wird damit die Mög­lich­keit gege­ben, die Gestal­tung auf ihre recht­li­che Zuläs­sig­keit zu über­prü­fen und Geset­zes­lü­cken zu schlie­ßen oder gesetz­ge­be­ri­sche Gegen­maß­nah­men in die Wege zu lei­ten.

Pri­mär rich­tet sich das neue Gesetz gegen die Prak­ti­ken mul­ti­na­tio­na­ler Kon­zer­ne, die sich beson­ders leicht sol­che Gestal­tun­gen zu Nut­ze machen kön­nen. Das Gesetz sieht aber kei­ne Ein­schrän­kung auf einen bestimm­ten Nut­zer­kreis oder eine Gering­fü­gig­keits­schwel­le vor, sodass auch Klein­be­trie­be und Kapi­tal­an­le­ger sich der Pflicht bewusst sein soll­ten, da bei einer Ver­let­zung der Mit­tei­lungs­pflicht Buß­gel­der bis zu 25.000 Euro dro­hen.

Die neue Pflicht zur Mel­dung grenz­über­schrei­ten­der Steu­er­ge­stal­tun­gen trifft in ers­ter Linie soge­nann­te “Inter­me­diä­re”. Ein Inter­me­di­är ist wer eine Steu­er­ge­stal­tung ver­mark­tet oder für Drit­te kon­zi­piert, orga­ni­siert oder bereit­stellt. Das kön­nen bei­spiels­wei­se Ban­ken oder Finanz­be­ra­ter sein, aber auch Rechts­an­wäl­te, Nota­re und Wirt­schafts­prü­fer, die an der recht­li­chen Gestal­tung mit­ge­wirkt haben. Wer­den die­se jedoch für die Mel­de­pflicht nicht von ihrer Ver­schwie­gen­heits­ver­pflich­tung als Berufs­ge­heim­nis­trä­ger ent­bun­den, geht die Mit­tei­lungs­pflicht auf den Nut­zer der Steu­er­ge­stal­tung selbst über. Die Mel­dung ist inner­halb von 30 Tagen nach Ein­tritt bestimm­ter Kri­te­ri­en an das Bun­des­zen­tral­amt für Steu­ern zu erstat­ten. Bis Mit­te des Jah­res will das Bun­des­fi­nanz­mi­nis­te­ri­um in einer Ver­wal­tungs­an­wei­sung wei­te­re Details zu der Mel­de­pflicht regeln und mit­tel­fris­tig auch eine Lis­te der vom Fis­kus akzep­tier­ten Steu­er­ge­stal­tun­gen ver­öf­fent­li­chen.