ELENA vor dem Ende

Die verantwortlichen Bundesministerien haben sich überraschend darauf verständigt, das ELENA-Verfahren einzustellen.

Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Tech­no­lo­gie und das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Arbeit und Sozia­les haben sich nach ein­ge­hen­der Über­prü­fung des ELE­NA-Ver­fah­rens dar­auf ver­stän­digt, das Ver­fah­ren schnellst­mög­lich ein­zu­stel­len. Als Grund geben die Minis­te­ri­en in ers­ter Linie die feh­len­de Ver­brei­tung der qua­li­fi­zier­ten elek­tro­ni­schen Signa­tur an.

Umfas­sen­de Unter­su­chun­gen hät­ten gezeigt, dass sich die Signa­tur, die für das ELE­NA-Ver­fah­ren daten­schutz­recht­lich zwin­gend gebo­ten ist, trotz aller Bemü­hun­gen in abseh­ba­rer Zeit nicht flä­chen­de­ckend ver­brei­ten wird. Davon hän­ge aber der Erfolg des ELE­NA-Ver­fah­rens ab, mei­nen die Minis­te­ri­en.

Mit Sicher­heit hat aber auch die Kri­tik aus allen Rich­tun­gen einen erheb­li­chen Teil zum plötz­li­chen Ende von ELENA bei­getra­gen: Arbeit­ge­ber haben erst ein­mal kei­ne Erleich­te­rung, son­dern eine Mehr­be­las­tung, weil die Papier­be­schei­ni­gun­gen erst in drei Jah­ren durch ELENA abge­löst wer­den soll­ten, Daten­schüt­zer stö­ren sich an der Unmen­ge an Daten­sät­zen, die gespei­chert wer­den, und Arbeit­neh­mer­ver­tre­ter an der Art der erfass­ten Daten, zu denen neben Fehl­zei­ten und unbe­zahl­ter Frei­stel­lung auch der Kün­di­gungs­grund gehört.

Die Bun­des­re­gie­rung will nun dafür sor­gen, dass die bis­her gespei­cher­ten Daten mög­lichst schnell gelöscht und die Arbeit­ge­ber von den bestehen­den elek­tro­ni­schen Mel­de­pflich­ten ent­las­tet wer­den. Dazu wird die Regie­rung in Kür­ze einen ent­spre­chen­den Gesetz­ent­wurf vor­le­gen, der ange­sichts der par­la­men­ta­ri­schen Som­mer­pau­se jedoch frü­hes­tens im Okto­ber ver­ab­schie­det wer­den kann.

Bis es soweit ist, müs­sen die Arbeit­ge­ber jedoch wei­ter­hin alle Daten­sät­ze wie bis­her an die Zen­tra­le Spei­cher­stel­le (ZSS) sen­den. Sen­det ein Arbeit­ge­ber jetzt kei­ne Daten mehr und das ELE­NA-Gesetz bleibt wider erwar­ten doch bestehen, müs­sen die feh­len­den Mona­te spä­ter noch nach­ge­mel­det wer­den. Die bis­he­ri­gen als auch die neu­en Daten­sät­ze wer­den bis zu einer Geset­zes­än­de­rung noch bei der ZSS gespei­chert. Eine Löschung aller Daten kann die ZSS erst dann vor­neh­men. Was aus den 22.000 Ver­fas­sungs­be­schwer­den gegen ELENA wird, die beim Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ein­ge­gan­gen sind, wird sich eben­falls erst dann zei­gen.

Damit die rund 33 Mil­lio­nen Euro, die der Bund bis­her für die ELE­NA-Infra­struk­tur aus­ge­ge­ben hat, nicht ganz umsonst waren, will das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Arbeit und Sozia­les ein Kon­zept erar­bei­ten, wie die bereits bestehen­de Infra­struk­tur und das erwor­be­ne Know-how für ein ein­fa­che­res und unbü­ro­kra­ti­sches Mel­de­ver­fah­ren in der Sozi­al­ver­si­che­rung genutzt wer­den kön­nen.

Unter­des­sen weist das Bun­des­fi­nanz­mi­nis­te­ri­um dar­auf hin, dass das ELE­NA-Ende ent­ge­gen anders lau­ten­den Pres­se­be­rich­ten kei­ne Aus­wir­kun­gen auf das Ver­fah­ren der elek­tro­ni­schen Lohn­steu­er­kar­te (ELS­tAM) hat, das am 1. Janu­ar 2012 star­ten soll. Es han­delt sich um zwei ver­schie­de­ne Ver­fah­ren mit ver­schie­de­nem Zweck. Auch die Daten­ban­ken der bei­den Ver­fah­ren sind völ­lig unab­hän­gig von­ein­an­der und es gibt zwi­schen bei­den kei­nen Daten­aus­tausch. Im Gegen­satz zu ELENA wer­den im ELS­tAM-Ver­fah­ren kei­ne Daten erho­ben, die nicht bis­her auch schon für den Lohn­steu­er­ab­zug erho­ben wur­den und der Finanz­ver­wal­tung bekannt waren.