Neue Rechtsprechung zur erweiterten Kürzung

Die Finanzgerichte haben mehrere Fragen zur erweiterten Kürzung bei der Gewerbesteuer beantwortet.

Alle Kapi­tal­ge­sell­schaf­ten sowie gewerb­lich täti­ge Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten unter­lie­gen der Gewer­be­steu­er. Beschränkt sich eine sol­che Gesell­schaft aller­dings auf die Ver­wal­tung ihres eige­nen Kapi­tal­ver­mö­gens und Grund­be­sit­zes, fällt der dar­aus erwirt­schaf­te­te Gewinn unter die erwei­ter­te Kür­zung bei der Gewer­be­steu­er und ist damit im End­ef­fekt voll­stän­dig von der Gewer­be­steu­er befreit.

Zu die­ser Rege­lung im Gewer­be­steu­er­recht haben die Finanz­ge­rich­te in den letz­ten Mona­ten meh­re­re Urtei­le gefällt, die ver­schie­de­ne Fra­gen beant­wor­ten. Dar­un­ter ist auch eine Grund­satz­ent­schei­dung des Bun­des­fi­nanz­hofs zu den Fol­gen einer Betei­li­gung an wei­te­ren Gesell­schaf­ten.

  • Betei­li­gun­gen I: Ob die Gesell­schaft eige­nen Grund­be­sitz hat, rich­tet sich nach einem Grund­satz­ur­teil des Bun­des­fi­nanz­hofs nach den all­ge­mei­nen ertrags­steu­er­li­chen Grund­sät­zen. Steu­er­recht­lich ist das Eigen­tum einer ver­mö­gens­ver­wal­ten­den Per­so­nen­ge­sell­schaft den hin­ter ihr ste­hen­den Gesell­schaf­tern antei­lig zuzu­rech­nen. Daher ist einer grund­stücks­ver­wal­ten­den, nur auf­grund ihrer Rechts­form der Gewer­be­steu­er unter­lie­gen­den Gesell­schaft die erwei­ter­te Kür­zung nicht des­halb zu ver­wei­gern, weil sie an einer rein grund­stücks­ver­wal­ten­den, nicht gewerb­lich gepräg­ten Per­so­nen­ge­sell­schaft betei­ligt ist.

  • Betei­li­gun­gen II: In einem wei­te­ren Urteil hat der Bun­des­fi­nanz­hof sein Grund­satz­ur­teil dahin­ge­hend prä­zi­siert, dass die erwei­ter­te Kür­zung nicht für die Betei­li­gung an einer gewerb­lich gepräg­ten Per­so­nen­ge­sell­schaft gilt. In die­sem Fall kann zwar die Unter­ge­sell­schaft die erwei­ter­te Kür­zung gel­tend machen, bei der Ober­ge­sell­schaft führt die gewerb­li­che Prä­gung aber dazu, dass kein eige­nes Grund­ver­mö­gen vor­liegt, wes­halb für die Betei­li­gungs­er­trä­ge kei­ne erwei­ter­te Kür­zung greift.

  • Betriebs­vor­rich­tun­gen: Die erwei­ter­te Kür­zung ist aus­ge­schlos­sen, wenn die Gesell­schaft neben der Immo­bi­lie auch Aus­stat­tungs­ge­gen­stän­de mit­ver­mie­tet, die als Betriebs­vor­rich­tun­gen zu qua­li­fi­zie­ren sind. Der Bun­des­fi­nanz­hof hat daher einer GmbH die erwei­ter­te Kür­zung ver­sagt, die neben einem Hotel auch die dar­in instal­lier­ten Kühl­räu­me und -möbel mit­ver­mie­tet hat. Auch wenn deren Wert nur 1,14 % der Gebäu­de­kos­ten aus­ma­che, las­se das Gewer­be­steu­er­ge­setz kei­nen Raum für eine all­ge­mei­ne Baga­tell­gren­ze, mei­nen die Rich­ter.

  • Immo­bi­li­en­ver­wal­tung: Zu den für die erwei­ter­te Kür­zung unschäd­li­chen Tätig­kei­ten gehört die Ver­wal­tung frem­der Wohn­bau­ten. Ver­wal­tet die Gesell­schaft dage­gen auch frem­de Immo­bi­li­en, die kei­ne rei­nen Wohn­ge­bäu­de sind, ent­fällt das Recht auf die erwei­ter­te Kür­zung. Das Nie­der­säch­si­sche Finanz­ge­richt sieht selbst bei der Ver­wal­tung von frem­den gewerb­li­chen Ein­hei­ten in gerin­gem Umfang kei­ne Chan­ce für eine Aus­nah­me. Der Klä­ger hat Revi­si­on gegen das Urteil ein­ge­legt.

  • Frem­der Grund­be­sitz: Neben­ge­schäf­te, die nicht in der Ver­wal­tung und Nut­zung eige­nen Grund­be­sit­zes bestehen, sind schäd­lich für die erwei­ter­te Kür­zung, wenn sie nicht zwin­gend not­wen­di­ger Teil einer wirt­schaft­lich sinn­voll gestal­te­ten eige­nen Grund­stücks­ver­wal­tung sind. Das Finanz­ge­richt Müns­ter hat die Ver­mie­tung von frem­dem Grund­be­sitz, für den der ver­mie­ten­den Gesell­schaft ein Geh- und Fahrt­recht zustand, als sinn­vol­len Teil der Ver­wal­tung des eige­nen Grund­be­sit­zes ein­ge­stuft und die erwei­ter­te Kür­zung gewährt. Gegen das Urteil hat das Finanz­amt Revi­si­on ein­ge­legt.