Reform der Pflegeversicherung

Die Reform der Pflegeversicherung wirkt sich nicht nur auf die Beiträge, sondern vor allem auch auf die Leistungen aus.

Seit dem 1. Juli 2023 greift der ers­te Teil der Reform der Pfle­ge­ver­si­che­rung, durch den die Bei­trags­sät­ze ange­passt wur­den. Wäh­rend Kin­der­lo­se nun 0,6 % mehr zah­len müs­sen, rich­tet sich der Bei­trag für Eltern auch nach der Zahl und dem Alter der Kin­der. Vom zwei­ten bis zum fünf­ten Kind erhal­ten Eltern einen Abschlag von 0,25 % auf den regu­lä­ren Bei­trag von 3,4 %.

Die­ser zusätz­li­che Abschlag gilt aller­dings nur bis zum Ablauf des Monats, in dem das jewei­li­ge Kind das 25. Lebens­jahr voll­endet hat. Im Gegen­satz zur Auf­stel­lung im letz­ten News­let­ter sind nach der End­fas­sung des Geset­zes aber für den zusätz­li­chen Abschlag nur die Kin­der unter 25 Jah­ren berück­sich­ti­gungs­fä­hig. Sobald nicht mehr min­des­tens 2 Kin­der jün­ger als 25 Jah­re sind, gilt also wie­der der regu­lä­re Bei­trag für Eltern von 3,4 %. Die Bei­trags­staf­fe­lung sieht damit so aus:

  • Kin­der­lo­se: Arbeit­neh­mer­an­teil 2,30 %, Gesamt­bei­trag 4,00 %

  • Eltern mit max. 1 Kind unter 25: Arbeit­neh­mer­an­teil 1,70 %, Gesamt­bei­trag 3,40 %

  • Eltern mit 2 Kin­dern unter 25: Arbeit­neh­mer­an­teil 1,45 %, Gesamt­bei­trag 3,15 %

  • Eltern mit 3 Kin­dern unter 25: Arbeit­neh­mer­an­teil 1,20 %, Gesamt­bei­trag 2,90 %

  • Eltern mit 4 Kin­dern unter 25: Arbeit­neh­mer­an­teil 0,95 %, Gesamt­bei­trag 2,65 %

  • Eltern mit mind. 5 Kin­dern unter 25: Arbeit­neh­mer­an­teil 0,70 %, Gesamt­bei­trag 2,40 %

Neben den Bei­trä­gen wer­den aber auch die Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung signi­fi­kant geän­dert und teil­wei­se deut­lich ver­bes­sert, auch wenn die höhe­ren Leis­tun­gen aus Sicht vie­ler Betrof­fe­ner deut­lich hin­ter dem zurück blei­ben, was wün­schens­wert wäre. Außer­dem grei­fen die Leis­tungs­ver­bes­se­run­gen erst etwas spä­ter als die Bei­trags­an­pas­sun­gen, näm­lich zum 1. Janu­ar 2024 mit wei­te­ren Ver­bes­se­run­gen ab 2025. Hier ist der Über­blick:

  • Pfle­ge­geld & Sach­leis­tun­gen: Um die häus­li­che Pfle­ge zu stär­ken, wer­den das Pfle­ge­geld und die ambu­lan­ten Sach­leis­tungs­be­trä­ge zum 1. Janu­ar 2024 um 5% erhöht.

  • Pfle­ge­un­ter­stüt­zungs­geld: Das Pfle­ge­un­ter­stüt­zungs­geld kann von Ange­hö­ri­gen ab 2024 pro Kalen­der­jahr für bis zu zehn Arbeits­ta­ge je pfle­ge­be­dürf­ti­ger Per­son in Anspruch genom­men wer­den und ist nicht mehr beschränkt auf ein­ma­lig ins­ge­samt zehn Arbeits­ta­ge je pfle­ge­be­dürf­ti­ger Per­son.

  • Ver­hin­de­rungs- & Kurz­zeit­pfle­ge: Zum 1. Juli 2025 wer­den die Leis­tungs­be­trä­ge für Ver­hin­de­rungs­pfle­ge und für Kurz­zeit­pfle­ge in einem neu­en Gemein­sa­men Jah­res­be­trag für Ver­hin­de­rungs­pfle­ge und Kurz­zeit­pfle­ge zusam­men­ge­führt. Mit die­sem soge­nann­ten Ent­las­tungs­bud­get kön­nen in der häus­li­chen Pfle­ge dann Leis­tun­gen der Ver­hin­de­rungs­pfle­ge (bis­her bis zu 1.612 Euro) und der Kurz­zeit­pfle­ge (bis­her bis zu 1.774 Euro) im Gesamt­um­fang von 3.539 Euro fle­xi­bel kom­bi­niert wer­den. Außer­dem wird die bis­he­ri­ge sechs­mo­na­ti­ge Vor­pfle­ge­zeit vor erst­ma­li­ger Inan­spruch­nah­me der Ver­hin­de­rungs­pfle­ge abge­schafft, sodass die Leis­tun­gen künf­tig unmit­tel­bar ab Fest­stel­lung von min­des­tens Pfle­ge­grad 2 genutzt wer­den kön­nen. Für Eltern pfle­ge­be­dürf­ti­ger Kin­der unter 25 Jah­ren mit Pfle­ge­grad 4 oder 5 steht das Ent­las­tungs­bud­get schon ab Janu­ar 2024 in Höhe von 3.386 Euro zur Ver­fü­gung und steigt bis Juli 2025 auf eben­falls 3.539 Euro an.

  • Voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge: Zum 1. Janu­ar 2024 wer­den die Zuschlä­ge erhöht, die die Pfle­ge­kas­se an die in Pfle­ge­hei­men unter­ge­brach­ten Pfle­ge­be­dürf­ti­gen zahlt. Die Sät­ze stei­gen von 5 % auf 15 % bei bis zu 12 Mona­ten Ver­weil­dau­er, von 25 % auf 30 % bei 13 bis 24 Mona­ten, von 45 % auf 50 % bei 25 bis 36 Mona­ten und von 70 % auf 75 % bei mehr als 36 Mona­ten.

  • Dyna­mi­sier­te Leis­tun­gen: Zum 1. Janu­ar 2025 und zum 1. Janu­ar 2028 wer­den die Geld- und Sach­leis­tun­gen in Anleh­nung an die Preis­ent­wick­lung auto­ma­tisch dyna­mi­siert. Für die lang­fris­ti­ge Leis­tungs­dy­na­mi­sie­rung und deren Finan­zie­rung will die Bun­des­re­gie­rung bis Ende Mai 2024 Vor­schlä­ge erar­bei­ten.

  • Fest­stel­lungs­ver­fah­ren: Die kom­ple­xen und intrans­pa­ren­ten Rege­lun­gen zur Fest­stel­lung der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit wer­den neu struk­tu­riert und sys­te­ma­ti­siert, sodass ver­fah­rens- und leis­tungs­recht­li­che Inhal­te von­ein­an­der getrennt und über­sicht­li­cher auf­be­rei­tet sind. Außer­dem wird die Mög­lich­keit zur tele­fo­ni­schen Begut­ach­tung in bestimm­ten Situa­tio­nen geschaf­fen, was Antrag­stel­ler und Medi­zi­ni­sche Diens­te ent­las­ten soll.

  • Vor­sor­ge & Reha­bi­li­ta­ti­on: Der Zugang pfle­gen­der Ange­hö­ri­ger zu Vor­sor­ge- und Reha­bi­li­ta­ti­ons­leis­tun­gen wird erleich­tert, indem die Mög­lich­keit zur Mit­auf­nah­me des Pfle­ge­be­dürf­ti­gen in die sta­tio­nä­re Vor­sor­ge- oder Reha­bi­li­ta­ti­ons­ein­rich­tung der Pfle­ge­per­son erwei­tert und wei­ter­ent­wi­ckelt wird.

  • Arbeits­be­din­gun­gen: Durch eine Rei­he von zum Teil klei­ne­ren Maß­nah­men sol­len die Arbeits­be­din­gun­gen für pro­fes­sio­nell Pfle­gen­de ver­bes­sert wer­den.