Darlehensverträge zwischen Angehörigen

Die steuerrechtliche Anerkennung von Darlehensverträgen zwischen Angehörigen ist an besondere Voraussetzungen geknüpft.

Das Bun­des­fi­nanz­mi­nis­te­ri­um hat die Vor­aus­set­zun­gen für die steu­er­recht­li­che Aner­ken­nung von Dar­le­hens­ver­trä­gen zwi­schen Ange­hö­ri­gen oder zwi­schen einer Per­so­nen­ge­sell­schaft und Ange­hö­ri­gen eines beherr­schen­den Gesell­schaf­ters kon­kre­ti­siert. Wich­tigs­te Vor­aus­set­zung ist dem­nach, dass der Dar­le­hens­ver­trag zivil­recht­lich wirk­sam geschlos­sen wor­den ist und tat­säch­lich wie ver­ein­bart durch­ge­führt wird.

Die Nicht­be­ach­tung zivil­recht­li­cher Form­erfor­der­nis­se führt zwar nicht auto­ma­tisch und aus­nahms­los dazu, das Ver­trags­ver­hält­nis steu­er­recht­lich nicht anzu­er­ken­nen. Das Finanz­amt wer­tet dies aber als beson­ders star­kes Indiz gegen den ver­trag­li­chen Bin­dungs­wil­len der Ver­trags­be­tei­lig­ten, und das kann zur Ver­sa­gung der steu­er­recht­li­chen Aner­ken­nung füh­ren. Die Ver­trags­part­ner kön­nen aber dar­le­gen und nach­wei­sen, dass sie zeit­nah nach dem Auf­tau­chen von Zwei­feln an der zivil­recht­li­chen Wirk­sam­keit alle erfor­der­li­chen Maß­nah­men ergrif­fen haben, um die zivil­recht­li­che Wirk­sam­keit des Ver­tra­ges her­bei­zu­füh­ren und dass ihnen die Unwirk­sam­keit nicht anzu­las­ten ist. In die­sem Fall ist der Dar­le­hens­ver­trag von Anfang an steu­er­recht­lich anzu­er­ken­nen.

Wei­ter­hin muss der Ver­trag und sei­ne tat­säch­li­che Durch­füh­rung die Tren­nung der Ver­mö­gens- und Ein­kunfts­sphä­ren der ver­trags­schlie­ßen­den Ange­hö­ri­gen gewähr­leis­ten. Eine kla­re und ein­wand­freie Abgren­zung von einer Unter­halts­ge­wäh­rung oder einer ver­schlei­er­ten Schen­kung der Dar­le­hens­zin­sen muss in jedem Ein­zel­fall und wäh­rend der gesam­ten Ver­trags­dau­er mög­lich sein.

Schließ­lich müs­sen der Ver­trags­in­halt und die Durch­füh­rung dem zwi­schen Frem­den Übli­chen ent­spre­chen (Fremd­ver­gleich). Ver­gleichs­maß­stab sind die Ver­trags­ge­stal­tun­gen, die zwi­schen Dar­le­hens­neh­mern und Kre­dit­in­sti­tu­ten üblich sind. Das setzt ins­be­son­de­re vor­aus, dass

  • eine Ver­ein­ba­rung über die Lauf­zeit und über Art und Zeit der Rück­zah­lung des Dar­le­hens getrof­fen wor­den ist,

  • die Zin­sen zu den Fäl­lig­keits­zeit­punk­ten ent­rich­tet wer­den und

  • der Rück­zah­lungs­an­spruch aus­rei­chend besi­chert ist.

Als aus­rei­chen­de Besi­che­rung gel­ten die bank­üb­li­chen Sicher­hei­ten, ins­be­son­de­re eine ding­li­che Absi­che­rung durch Hypo­thek oder Grund­schuld. Außer­dem kom­men alle ande­ren Sicher­hei­ten, die für das ent­spre­chen­de Dar­le­hen bank­üb­lich sind, in Betracht, wie Bank­bürg­schaf­ten, Siche­rungs­über­eig­nung von Wirt­schafts­gü­tern, For­de­rungs­ab­tre­tun­gen sowie Schuld­mit­über­nah­me oder Schuld­bei­tritt eines frem­den Drit­ten oder eines Ange­hö­ri­gen, wenn die­ser über ent­spre­chend aus­rei­chen­de Ver­mö­gens­wer­te ver­fügt.

Der Fremd­ver­gleich ist auch durch­zu­füh­ren, wenn Ver­ein­ba­run­gen nicht unmit­tel­bar zwi­schen Ange­hö­ri­gen getrof­fen wer­den, son­dern zwi­schen einer Per­so­nen­ge­sell­schaft und Ange­hö­ri­gen der beherr­schen­den Gesell­schaf­ter, oder wenn beherr­schen­de Gesell­schaf­ter einer Per­so­nen­ge­sell­schaft Dar­le­hens­for­de­run­gen gegen die Per­so­nen­ge­sell­schaft schenk­wei­se an Ange­hö­ri­ge abtre­ten.

Ein Dar­le­hens­ver­trag zwi­schen voll­jäh­ri­gen, von­ein­an­der wirt­schaft­lich unab­hän­gi­gen Ange­hö­ri­gen kann aus­nahms­wei­se steu­er­recht­lich bereits aner­kannt wer­den, wenn er zwar nicht in allen Punk­ten dem zwi­schen Frem­den Übli­chen ent­spricht, aber das Dar­le­hen zur Her­stel­lung oder Anschaf­fung von Ver­mö­gens­ge­gen­stän­den gewährt wird (z. B. Bau- oder Anschaf­fungs­dar­le­hen) und ansons­ten bei einem frem­den Drit­ten hät­te auf­ge­nom­men wer­den müs­sen. Ent­schei­dend ist, dass die getrof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen tat­säch­lich voll­zo­gen wer­den, ins­be­son­de­re die Dar­le­hens­zin­sen regel­mä­ßig gezahlt wer­den. Die Moda­li­tä­ten der Dar­le­hens­til­gung und die Besi­che­rung brau­chen in die­sen Fäl­len nicht geprüft zu wer­den.

Wird die Schen­kung an einen Ange­hö­ri­gen davon abhän­gig gemacht, dass der Emp­fän­ger den Betrag als Dar­le­hen wie­der an den Schen­ker oder eine ande­re Per­son oder Gesell­schaft zurück­ge­ben muss, ist ertrag­steu­er­lich weder die ver­ein­bar­te Schen­kung noch die Rück­ga­be als Dar­le­hen anzu­er­ken­nen. Der Emp­fän­ger erhält nicht die allei­ni­ge und unbe­schränk­te Ver­fü­gungs­macht über die Geld­mit­tel, da er sie nur zum Zwe­cke der Rück­ga­be ver­wen­den darf.

Die Ver­ein­ba­run­gen gel­ten schlicht als eine modi­fi­zier­te Schen­kung, bei der der Voll­zug der Schen­kung bis zur Rück­zah­lung des Dar­le­hens auf­ge­scho­ben und der Umfang der Schen­kung durch die Zah­lung von Dar­le­hens­zin­sen erwei­tert ist. Daher dür­fen die als Dar­le­hens­zin­sen gel­tend gemach­ten Auf­wen­dun­gen nicht als Betriebs­aus­ga­ben oder Wer­bungs­kos­ten abge­zo­gen wer­den. Ent­spre­chen­des gilt im Ver­hält­nis zwi­schen Eltern und min­der­jäh­ri­gen Kin­dern, wenn das Kin­des­ver­mö­gen nicht ein­wand­frei vom Eltern­ver­mö­gen getrennt wird. Steu­er­lich sind die Schen­kung und die Dar­le­hens­for­de­rung jedoch anzu­er­ken­nen, wenn das Dar­le­hen an eine zivil- und auch steu­er­recht­lich eigen­stän­di­ge GmbH gege­ben wird.