Modernisierung des Personengesellschaftsrechts

Durch das MoPeG treten 2024 wichtige Änderungen für Personengesellschaften in Kraft, insbesondere für die Gesellschaft bürgerlichen Rechts.

Mit dem “Gesetz zur Moder­ni­sie­rung des Per­so­nen­ge­sell­schafts­rechts”, kurz MoPeG, haben Bun­des­tag und Bun­des­rat 2021 eine Viel­zahl von Ände­run­gen für Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten beschlos­sen. Der Fokus des MoPeG liegt dabei auf einer Reform der Gesell­schaft bür­ger­li­chen Rechts (GbR), deren Rechts­fä­hig­keit nun gesetz­lich gere­gelt wird. Das Gesetz, das zum 1. Janu­ar 2024 in Kraft tre­ten wird, ent­hält zwar kei­ne direk­ten Ände­run­gen im Steu­er­recht, wirkt sich aber zumin­dest indi­rekt auch dort aus.

Der Umfang des MoPeG wird nicht nur dar­an deut­lich, dass schon der ers­te Gesetz­ent­wurf mehr als 350 Sei­ten stark war, son­dern auch dar­an, dass das MoPeG Ände­run­gen an ins­ge­samt 136 Geset­zen und Ver­ord­nun­gen vor­nimmt. Hier ist ein Über­blick über die wesent­li­chen Ände­run­gen durch das MoPeG, die ab 2024 gel­ten:

  • Rechts­fä­hi­ge GbR: Bis­her gibt es kei­ne gesetz­li­che Grund­la­ge für eine Rechts­fä­hig­keit der Gesell­schaft bür­ger­li­chen Rechts (GbR). Zwar hat der Bun­des­ge­richts­hof einer am Rechts­ver­kehr teil­neh­men­den GbR schon vor mehr als zwan­zig Jah­ren eine Rechts­fä­hig­keit beschei­nigt, die­se war aber nur in der Recht­spre­chung aner­kannt. Künf­tig kann die GbR auch nach dem Gesetz ein eigen­stän­di­ger Rechts­trä­ger sein, der in eige­nem Namen Rech­te erwer­ben, Ver­mö­gen besit­zen oder Ver­bind­lich­kei­ten ein­ge­hen kann. Das Ver­mö­gen einer rechts­fä­hi­gen GbR ist damit nicht mehr nur gemein­schaft­li­ches Ver­mö­gen der Gesell­schaf­ter (sog. Gesamt­hands­ver­mö­gen), son­dern eigen­stän­di­ges Ver­mö­gen der GbR. Vor­aus­set­zung für die Rechts­fä­hig­keit einer GbR ist, dass sie nach dem gemein­sa­men Wil­len der Gesell­schaf­ter am Rechts­ver­kehr teil­neh­men soll. Die Rechts­fä­hig­keit der GbR ist also nicht zwin­gend, es kann auch wei­ter­hin eine nicht rechts­fä­hi­ge GbR gebil­det wer­den, die sich auf die Rechts­ver­hält­nis­se unter den Gesell­schaf­tern beschränkt. Auf die unbe­schränk­te, per­sön­li­che und gesamt­schuld­ne­ri­sche Haf­tung eines GbR-Gesell­schaf­ters hat die Rechts­fä­hig­keit der GbR kei­ne Aus­wir­kun­gen.

  • Gesell­schafts­re­gis­ter: In Anleh­nung an das Han­dels­re­gis­ter wird ein Gesell­schafts­re­gis­ter ein­ge­führt, in das sich eine rechts­fä­hi­ge Gesell­schaft ein­tra­gen las­sen kann. Im Gesell­schafts­re­gis­ter wer­den neben dem Namen der GbR auch die Gesell­schaf­ter und die Ver­tre­tungs­be­fug­nis­se ein­ge­tra­gen. Die­se Ein­tra­gun­gen genie­ßen einen ver­gleich­ba­ren Gut­glau­bens­schutz wie die Ein­tra­gun­gen für ande­re Gesell­schafts­for­men im Han­dels­re­gis­ter. Zwar gibt es für eine rechts­fä­hi­ge GbR kei­nen Zwang, sich im Gesell­schafts­re­gis­ter ein­tra­gen zu las­sen, aller­dings ist die Ein­tra­gung Vor­aus­set­zung für ver­schie­de­ne Ein­tra­gun­gen in ande­ren Regis­tern. Ins­be­son­de­re dann, wenn eine GbR im Grund­buch ein­ge­tra­gen oder Gesell­schaf­te­rin einer ande­ren Gesell­schaft wer­den soll, ist die Ein­tra­gung im Gesell­schafts­re­gis­ter zwin­gen­de Vor­aus­set­zung. Die Ein­tra­gung hat Vor­tei­le für eine GbR, weil Ver­trags­part­ner auf die im Gesell­schafts­re­gis­ter erfass­ten Daten ver­trau­en kön­nen. Außer­dem wer­den Ände­run­gen im Gesell­schaf­ter­be­stand künf­tig zen­tral erfasst, womit nicht mehr diver­se Grund­buch­ein­tra­gun­gen geän­dert wer­den müs­sen, wenn die GbR meh­re­re Grund­stü­cke besitzt. Ist eine GbR im Gesell­schafts­re­gis­ter ein­ge­tra­gen, muss sie den Namens­zu­satz “ein­ge­tra­ge­ne Gesell­schaft bür­ger­li­chen Rechts” (eGbR) füh­ren.

  • Umwand­lung & Sta­tus­wech­sel: Die eGbR ist künf­tig ein umwand­lungs­fä­hi­ger Rechts­trä­ger im Sin­ne des Umwand­lungs­ge­set­zes, kann also bei­spiels­wei­se in eine GmbH umge­wan­delt wer­den. Für die eGbR ist künf­tig auch ein rei­ner Sta­tus­wech­sel zu einer offe­nen Han­dels­ge­sell­schaft (oHG) oder einer Part­ner­schafts­ge­sell­schaft mög­lich. Dabei wird die eGbR vom Gesell­schafts­re­gis­ter ins Han­dels- oder Part­ner­schafts­re­gis­ter umge­tra­gen. Die­ser Sta­tus­wech­sel ist natür­lich auch in umge­kehr­ter Rich­tung, also von der oHG oder PartG zur eGbR mög­lich.

  • Betei­li­gungs­ver­hält­nis­se: Falls der Gesell­schafts­ver­trag kei­ne abwei­chen­de Rege­lung ent­hält, hat­te bis­her jeder Gesell­schaf­ter einen gleich gro­ßen Anteil an der Gesell­schaft. Damit hat­te jeder Gesell­schaf­ter eine Stim­me, unab­hän­gig vom Umfang des Anteils, den der Gesell­schaf­ter zur Gesell­schaft bei­steu­ert. Künf­tig ori­en­tie­ren sich die Betei­li­gungs­ver­hält­nis­se der Gesell­schaf­ter statt­des­sen an deren Bei­trä­gen zur Gesell­schaft, wobei der Gesell­schafts­ver­trag auch wei­ter­hin eine abwei­chen­de Rege­lung vor­se­hen kann. Der Bei­trag eines Gesell­schaf­ters kann dabei nicht nur in Ver­mö­gens­wer­ten bestehen, son­dern auch in der Leis­tung von Diens­ten. Die Stimm­kraft und der Anteil am Gewinn und Ver­lust rich­ten sich künf­tig vor­ran­gig nach den ver­ein­bar­ten Betei­li­gungs­ver­hält­nis­sen oder nach dem Ver­hält­nis der ver­ein­bar­ten Wer­te der Bei­trä­ge, falls kei­ne Betei­li­gungs­ver­hält­nis­se ver­ein­bart wor­den sind. Falls auch kei­ne Wer­te der Bei­trä­ge ver­ein­bart wor­den sind, hat jeder Gesell­schaf­ter ohne Rück­sicht auf den Wert sei­nes Bei­trags auch wei­ter­hin die glei­che Stimm­kraft und einen glei­chen Anteil am Gewinn und Ver­lust.

  • Aus­schei­den & Nach­haf­tung: Vie­le Grün­de, die bis­her zur Auf­lö­sung der Gesell­schaft geführt haben (z.B. Tod oder Insol­venz eines Gesell­schaf­ters), füh­ren künf­tig nur zum Aus­schei­den des Gesell­schaf­ters. Die Nach­haf­tung eines aus­ge­schie­de­nen Gesell­schaf­ters wird auf Ver­bind­lich­kei­ten und Scha­dens­er­satz­an­sprü­che begrenzt, die vor sei­nem Aus­schei­den begrün­det wur­den. Tre­ten die Erben eines Gesell­schaf­ters nach des­sen Tod in die Gesell­schaft ein anstatt abge­fun­den zu wer­den, kann jeder Erbe ver­lan­gen, die Stel­lung eines Kom­man­di­tis­ten zu erhal­ten.

  • Gesell­schafts­sitz: Eine Per­so­nen­ge­sell­schaft kann künf­tig einen vom inlän­di­schen Ver­trags­sitz abwei­chen­den Ver­wal­tungs­sitz haben, wie dies für Kapi­tal­ge­sell­schaf­ten schon lan­ge mög­lich ist. Die­ser kann auch im Aus­land lie­gen, sofern die Gesell­schaft in die­sem Staat aner­kannt ist. Die­se Ände­rung ist ins­be­son­de­re für die GmbH & Co. KG rele­vant, die damit eben­falls einen aus­län­di­schen Ver­wal­tungs­sitz haben kann.

  • Frei­be­ruf­ler­ge­sell­schaft: Künf­tig ste­hen auch Frei­be­ruf­lern die Rechts­for­men einer oHG oder KG offen, sofern das Berufs­recht dies zulässt. Damit kön­nen Frei­be­ruf­ler nun auch die GmbH & Co. KG als haf­tungs­be­schränk­te Form der Per­so­nen­ge­sell­schaft wäh­len, sobald das Berufs­recht ent­spre­chend ange­passt wur­de.

  • Beschluss­män­gel: Anders als bei Kapi­tal­ge­sell­schaf­ten gab es für Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten bis­lang kein Beschluss­män­gel­recht. Dies ändert sich nun, indem für Per­so­nen­han­dels­ge­sell­schaf­ten eben­falls ein Beschluss­män­gel­recht ein­ge­führt wird, das sich an den akti­en­recht­li­chen Vor­schrif­ten ori­en­tiert. Für eine Anfech­tungs­kla­ge gegen einen Gesell­schaf­ter­be­schluss bleibt einem Gesell­schaf­ter eine Frist von drei Mona­ten, sofern im Gesell­schafts­ver­trag nicht eine kür­ze­re Frist ver­ein­bart wur­de. Nur in Aus­nah­me­fäl­len ist ein Beschluss von Anfang an nich­tig. Für eine GbR gilt das neue Beschluss­män­gel­recht nur dann, wenn es aus­drück­lich im Gesell­schafts­ver­trag ver­ein­bart wur­de.

  • Gesell­schaf­ter­kla­ge: Bis­lang hat die Recht­spre­chung bereits das Recht eines Gesell­schaf­ters aner­kannt, Ansprü­che der Gesell­schaft in eige­nem Namen gel­tend zu machen. Dies wird nun auch gesetz­lich gere­gelt. Damit ist künf­tig jeder Gesell­schaf­ter befugt, einen auf dem Gesell­schafts­ver­hält­nis beru­hen­den Anspruch der Gesell­schaft gegen einen ande­ren Gesell­schaf­ter im eige­nen Namen gel­tend zu machen, wenn der geschäfts­füh­rungs­be­fug­te Gesell­schaf­ter dies pflicht­wid­rig unter­lässt.

  • Ein­heits­ge­sell­schaft: Die von der Recht­spre­chung seit lan­gem aner­kann­te Form einer Ein­heits­ge­sell­schaft, bei der die Kom­man­dit­ge­sell­schaft gleich­zei­tig allei­ni­ge Gesell­schaf­te­rin ihres Kom­ple­men­tärs ist, wird nun auch gesetz­lich aner­kannt. Das Gesetz sieht vor, dass die der KG zuste­hen­den Gesell­schaf­ter­rech­te in der Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung der Kom­ple­men­tär­ge­sell­schaft durch die Kom­man­di­tis­ten wahr­ge­nom­men wer­den.